Die älteste Geschichte:
Älteste Belege für die Besiedlung unseres Landstriches
finden sich in Funden auf dem Auffeld,
die in die frühe Steinzeit datieren.
Als die Römer das linke Rheinufer besetzt hatten, war die hiesige
Gegend von den Menapiern bewohnt. Diese wurden von den Franken verdrängt.
Indem jeweils unbekannt große Mengen der früheren Bewohner sesshaft
blieben und sich mit den Okkupanden vermischten entstammt die hiesige
Bevölkerung also hauptsächlich einem Gemisch aus Menapiern, Römern
und Franken, was auch durch römische
wie fränkische Funde in nächster Nähe zu Oedt belegt wird.
Politisch gehörte Oedt derzeit zum Mühlgau, der ein karolingischer
Gau im Herzogtum Lothringen war und erstmals im Jahre 837 als comitatus
Moilla urkundlich bei der Reichsteilung Ludwig des Frommen
erwähnt wurde. Dieser grenzte im Norden an den Hattuariergau, so
das wahrscheinlich ganz Geldern, sicher aber der südliche Teil Gelderns
mit Straelen dazu gehörte. Im Osten reichte er bis an den Duisburger
Gau, dessen Westgrenze ein alter Rheinarm mit der Richtung Neusserfurt-Pont
bildete. Im Süden stieß der Mühlgau an den Nyvenheimer Gau mit den
beiden Mülfort bei Odenkirchen bzw. Gierath als Grenzorte. Im Westen
war die Grenze des Mühlgau die Maas.
Der Name Oedt:
Aus der ursprünglichen Beschaffenheit des Landes
erklärt sich direkt oder indirekt auch der Name Oedt.
Von dem sumpfreichen Land, in dem die einzelnen Gehöfte zerstreut
anzufinden seien, sprachen schon Julius Cäsar und Tacitus.
Reste dieser Sümpfe haben sich noch in den sogenannten Broichen
bis heute erhalten.
(Diese lassen sich auch in vielen Ortsbezeichnungen unserer Gegend
wiederfinden: Broich, Orbroich, Schmalbroich, Hagenbroich, Unterbroich,
Vorsterbroich, Saalbroich, Schwarzbroich usw.. )
Zum Namen Oedt gibt es mir zwei bekannte Entstehungsvarianten,
die sich beide meiner endgültigen Prüfung entziehen:
1. Laut F. Koogelboom, bezeichneten schon die Römer das Terrain
als "loca huda" also feuchte Gegend.
2. Laut Dr. W. Janssen, sei für Hude, der ältesten Überlieferungsform,
am einleuchtendsten sowohl im Hinblick auf die sprachliche Zuordnung
als auch die topografische und siedlungsgeschichtliche Situation
mit der Bedeutung "Fährstelle" oder "Bergungsplatz"
in Verbindung zu bringen.
Zweifellos gehört der Name dabei einer sehr frühen Orsnamensschicht an.
hude ist tatsächlich die erste belegte Bezeichnung des Ortes Oedt. Im 16. Jahrhundert wird es Ude, Uede, Uda genannt; später wird Ud, Uedde, Oidt, Oed und jetzt Oedt daraus.
Christianisierung und frühes Christentum:
Das Christentum faste wahrscheinlich erst feste
Wurzeln in hiesiger Gegend, nachdem sich der Frankenkönig Chlodwig
um das Jahr 500 zum Christusglauben bekannte.
Die Vermutung geht, dass die Heiligen Servatius, Amandus und Lambertus
auch den linken Niederrhein missionierten. Damit stimmt auch eine
Sage überein, das in Hinsbeck der Heilige Amandus am so genannten
"Amandusbrunnen", im Volksmund "Hellijepöttche"
genannt, die hiesigen Heiden taufte. Diese Sage wird durch zwei
weitere Fakten bekräftigt: Die Hinsbecker Kirche ist dem Heiligen
Petrus geweiht, was im Allgemeinen für seine anfängliche bzw. ursprüngliche
Entstehung dieses geweihten Ortes in Hinsbeck für unsere Gegend
spricht. Weiterhin sind bis ins 20te Jahrhundert hinein den Alteingesessenen
die Wege bekannt gewesen, auf denen die Verstorbenen der Umgegend
bis hin von Kaldenkirchen und Kempen nach Hinsbeck zur Beerdigung
überführt wurden.
Oedt im Spiel von Kurköln, Kempen und der Abtei Gladbach:
Kirchlicher Mittelpunkt des seit dem 9. Jahrhundert
besiedelten "Landes Kempen" (Kempener
Platte), war ursprünglich die St. Peterskapelle bei Kempen,
von der die Pfarrechte später auf die innerhalb der Kempener Mauern
ebaute neue Kirche übertragen worden sind. Als der bedeutendste
Grundherr in diesem Gebiet ist seit dem 10. Jahrhundert der Erzbischhof
von Köln belegt. Aus kurkölnischem Besitz des Erzbischof Gero stammt
deshalb auch jener Teil der terra Kempensis, mit dem die
Mitte des 10. Jahrhunderts gegründete Benedektinerabtei Gladbach
im Jahre 973 ausgestattet wurde. Es handelt sich dabei um einen
vergleichsweise schmalen Landstrich, der sich längs der Niers hinzog
und in seinem nördlichen Teil den alten Hofesverband Oedt umfaßte,
während die bis in die Gegend von Neersen reichenden südlichen Teile
noch überwiegend unbesiedeltes Wald- und Bruchland waren. Allgemeine
Ansicht ist, dass der Salhof Oedt den am frühesten besiedelten Gebieten
der "Kempener Platte" zuzurechnen ist und damit seinen
Ursprung kurz nach 800 zu vermuten ist, was auch der Name hude bzw.
ude selbst, der offensichtlich einer sehr alten Ortsnamensschicht
angehört, belegt. Mit dem Salhof Oedt hatte es die Abtei Gladbach
mit einem flächenmäßig geschlossenen Hofverband zu tun, dessen Umfang
noch heute gut zu rekonstruieren ist, weil die Grenzen des alten
Salhofes Oedt identisch sind mit den Grenzen der Pfarre Oedt, vor
dem Jahre 1799.
Die Gladbacher Abtei St. Vitus besaß also umfangreiche Güter und
deshalb auch einen Fron- und Herrenhof zu Oedt.
Aus der großen Zahl der Besitzungen erklärt sich auch die Stellung
des Abtes als Erb-, Grund-, Gerichts-, Kurmunds-, Zehnt- und Zinsherr
in Oedt, wie er in den Weistümern des 16. bezeichnet wird. Es spricht
jedoch nichts gegen die Annahme, daß die Gladbacher Äbte diese Stellung
bereits seit dem 12. Jahrhundert inne hatten.
Der Fron- oder Herrenhof des Klosters Gladbach:
Dieser alte Fron- oder Herrenhof Oedts lag bemerkenswerter
Weise, ebenso wie die Kirche, nördlich des späteren Dorfes, also
außerhalb der Dorfsiedlung, an der Stelle des späteren Pastorats.
Wenigstens seit dem 13. Jahrhundert scheint das Kloster die Eigenbewirtschaftung
seines Hofes aufgegeben zu haben. Der abteiliche Schultheiß (villicus)
zu Oedt, der für das 13. und 14. Jahrhundert bezeugt ist, war nunmehr
mit der Sammlung der Zinsen und Pachtabgaben befaßt, der Herrenhof
also eine Art Sammelstelle grundherrlicher Einnahmen.
Auch diese Funktion trat dann später hinter seiner Bedeutung als
Gerichtsstätte zurück, denn seit dem späten Mittelalter diente dieser
Hof nur noch als Tagungsstätte des Schöffengerichts, dementsprechend
hieß er Dinghaus. So spricht auch eine Aufzeichnung des Oedter Schultheißen
Wilhelm Hertzig aus dem Jahre 1604 vom "dinckhauss, so
auch froenhoff, das ist freyhoff genannt...".
An den Herrenhof der Abtei Gladbach schlossen sich nach Norden und Süden hin die abhängigen Bauernstellen an, das Gebiet zwischen Niers und der Schleck ausfüllend und ursprünglich sowohl im Norden als auch im Süden an ungerodetes bruchiges Waldland stoßend. Für den nördlich des Herrenhofs gelegenen Teil kam später der Name Niederfeld und für den südlich gelegenen Teil der Name Auffeld auf, wobei für diese Namensbildung der Nierslauf als Maßstab diente.
Die für die Oedter Grundholden des Klosters Gladbach zuständige Pfarrkirche war die Kirche Kempen. Dorthin mußten sie also gelangen, wenn sie die Messe hören oder die Sakramente empfangen wollten. Angesichts der weiten Entfernung und der damaligen Fortbewegungsmöglichkeiten sicherlich eine beschwerliche und zeitraubende Sache. Um Ihren Leuten wenigstens Gelegenheit zu bequemeren und damit häufigerem Besuch der heiligen Messe zu geben, ließ die Abtei, wie Grabungsbefunde ergaben, im 12. Jahrhundert neben dem Oedter Fronhof eine Kapelle bauen, die, wie die Klosterkirche in Gladbach selbst, dem heiligen Vitus geweiht wurde. Diese Kapelle - eine grundherrliche Eigenkirche der Abtei Gladbach - ist in einer Urkunde gemeint, in der wir die erste Nennung der Kirche Oedt und damit des Ortes Oedt belegt finden.
Die Erste Nennung Oedts:
Die früheste Erwähnung einer Kirche/Kapelle in Oedt (hude), die gleichzeitig den ersten urkundlichen Beleg des Ortes Oedt darstellt, finden wir in einer Urkunde des Abtes Robert von Gladbach datiert mit dem Jahr 1170.
Urkunde des Abtes Robert von Gladbach von 1170 mit
der frühesten Erwähnung Oedts (hude).
HStA Düsseldorf, Abtei Gladbach, Urk. 4
Die Übersetzung der Urkunde lautet:
Ich Robert, des Klosters Gladbach demütiger Abt, gebe den gegenwärtig
wie künftig Lebenden bekannt, daß ich — getrieben von dem Verlangen,
in diesem Leben etwas zu tun, was mir ewigen Lohn einbringen könnte
— das Benefiz des Vogtes Heinrich von Kempen, das er zu Oedt in
unserer Kirche besaß — nämlich 4 Schilling, welche ihm jährlich
im Juli gezahlt wurden — für 4 Mark von eben diesem Heinrich und
seinem gleichnamigen ältesten Sohn als Pfand erworben und den Klosterbrüdern
zu ihrer Stärkung ausgesetzt habe; dafür soll der Oktavtag von Ostern
in Chorkappen gefeiert und das fahrgedächtnis der verstorbenen Frau
Gepa, Äbtissin des Kölner Ursulastifts, festlich begangen werden.
Darüber hinaus habe ich festgelegt: Für den Fall, daß dieses Pfand
eingelöst wird, werde ich das erhaltene Geld unter keinen Umständen
anders verwenden als zum Ankauf eines Grundstücks oder Gutes, dessen
Ertrag an den obengenannten Tagen den Brüdern zugute kommen soll.
Folgenden Zeugen hat der jüngere Heinrich auf Geheiß seines Vaters
gelobt, diese Regelung aus keinem Grunde anzufechten: Gottschalk
de Foro, Gottschalk Saldo, Hermann d. J. von Damme. Weitere Zeugen
waren Rabodo von Oedt, Pilgrim de Saltu [von Busch], Konrad von
Bechusen und sein Bruder Gottschalk, Rether, Giselbert und sein
Bruder Walter, Helwich von Nieder-hoven, der Meier Adelhard und
viele andere. Im Jahre 1170, in der 3. Indiktion.
Der Prior der Abtei Gladbach "Cornelius Richrath" sagt, bezogen auf den gleichen Vorgang, in seiner "series abbatum in Gladbach ...": "Im Jahre 1170 schenkte Abt Robert das beneficium des Vogtes Heinrich von Kempen, welches er zu hude in unserer Kirche hatte ...".
Pfarrlicher Lösungsprozess von Kempen:
Der an der Oedter Kirche tätige Priester wird zu
jener Zeit, also am Ende des 12. Jahrhunderts, kaum mehr als das
Recht, die Messe zu lesen, gehabt haben. Zum Sakramentenempfang
mußten die Oedter Eingesessenen immer noch nach Kempen gehen, wo
sie auch zu dieser Zeit nach wie vor begraben wurden.
Freilich wird nach der Gründung der Kapelle zu Oedt von Anfang an
die Tendenz vorhanden gewesen sein, ursprüngliche Kempener Pfarrechte
auf die Oedter Kirche zu übertragen. Ihre Lage an der Peripherie
des ausgedehnten Kempener Pfarrsprengels und die zunehmende Siedlungsdichte
dieses Gebietes haben solche Tendenzen sicherlich begünstigt. Die
Ausbildung eines eigenen Oedter Kirchsprengels - innerhalb der Kempener
Pfarre - ist erst für das Ende des 14. Jahrhunderts ausdrücklich
bezeugt. Eine um 1370 entstandene Aufzeichnung über die landesherrlichen
Einkünfte in Oedt vermerkt: "de parrochia in Ude 212 pullos"
also "aus dem Kirchspiel Oedt 212 Hühner". Doch
gibt es indirekte Quellenhinweise dafür, dass das Kirchspiel (parrochia)
Oedt um einiges älter ist:
Die Abgrenzung regionaler Kirchsprengel hatte sich aus der Notwendigkeit
ergeben, den einer Kirche zugehordneten Zehntbezirk genau festzulegen.
Parrochia meint daher zunächst und vor Allem diesen Zehntbezirk!
Da nun Gladbacher in Urkunden der Jahre 1292 bis 1348 ein eigener
Zehnt zu Oedt erwähnt ist, dürfen wir schließen, dass es wenigstens
zu dieser Zeit bereits ein Kirchspiel Oedt gegeben hat.
Machtkämpfe zwischen Abtei und Vogtei:
Den Äbten von Gladbach ist es nicht gelungen, Ihre
Grundherrschaft in Oedt zur Landesherrschaft auszubauen; vielmehr
sind sie dabei ihren Vögten unterlegen, die es im Laufe des 13.
Jahrhunderts verstanden haben, die ihnen in diesem Gebiet teils
zustehenden, teils angemaßten vogteilichen Rechte zu echten Herrschaftsrechten
zu steigern und zu verdichten.
Vögte der Abtei Gladbach waren die Grafen von Kessel, die das Fundament
zur Ausbildung des dominum in Oede, wie es 1349 heißt,
gelegt haben; von ihnen ging um 1285 die Herrschaft - oder was damals
schon vorhanden war - durch Heirat an die Grafen von Hülchrath aus
dem klevischen Grafenhause aus.
Siegel des Dietrich Luf III., "des ersten Herrn
von Oedt", aus dem Jahre 1331.
Die Siegelumschrift lautete "S.Th. dicti Luf de Cleve, domini
de Kervenem et de Ude"
Als Zeichen seiner herrscherlichen Stellung im
Lande Oedt baute der letzte Graf von Hülchrath, Dietrich Luf III.
von Kleve, in den Jahren 1312/1313 südöstlich der Oedter
Kirche in der Niersniederung eine Burg, die Burg
Uda, und nahm den Titel des "Herrn von Oedt" an. In
unmittelbarem Anschluß an die Vorburg legte er am Rande der Niersterasse
ein kleines Dorf an: die villa Oede, von der
1348 zum ersten Mal die Rede ist. Sie wurde in das Befestigungssystem
der Burganlage rundum mit Wassergräben eingeschlossen, nach Osten
hin (auf der heutigen Albert Mooren Allee) wurde zusätzlich ein
Wall angelegt.
Nach Norden führte das Niedertor und nach Süden das Obertor aus
der Burgsiedlung. Nach Westen durchzog man das sogenannte Zolltor,
das in der heutigen Mühlengasse stand, um die Siedlung zu verlassen.
(siehe Karte)
Innerhalb dieses so gebildeten rechteckigen Geländes siedelte sich
die Bevölkerung auf engstem Raum an, da man im Schutze der Befestigungsanlagen
Sicherheit genoß. Die zu bewirtschaftenden Flächen lagen außerhalb
dieser Burgsiedlung.
Burg und Dorf Oedt sind also vergleichsweise spät gebaut worden,
gleichsam als Fremdkörper innerhalb des Gladbacher Hofverbandes
Oedt. So erklärt sich auch, dass die Oedter Kirche außerhalb des
geschützten Dorfes lag. Dieses Dorf ist also nicht - wie die übrigen
Dörfer der Umgegend - in Anlehnung an die Kirche, sondern in Anlehnung
an die Burg als ausgesprochene Burgsiedlung entstanden!
Dietrich Luf hatte übrigens seine Herrschaft Hülchrath bei Neuss verkauft, um mit diesem Geld die Burg in Oedt sowie das angrenzende Burgdorf zu errichten. Bei seinem Verkauf Hülchraths hat er die zugehörigen Weinberge in Ahrweiler ausgeklammert und ließ sich zudem ein freies Geleit von jährlich 10 Fudern (Ladung eines zweispännigen Wagens, je zw. 800 bis 1800 l) Wein von Ahrweiler nach Oedt vom Kölner Erzbischof ausdrücklich bestätigen. Wie wertvoll ihm diese Fracht war, muß man aus der Häufigkeit schließen, mit der das freie Geleit der zehn Fuder Ahrburgunder auf dem Rhein bis Neuss und weiter bis zur Burg Oedt verbrieft und bestätigt wurde (1314;1322;1323;1331).
Zurück zum Burgdorf: Die Sonderstellung des Ortes
innerhalb seiner Umgebung geht auch daraus hervor, dass es von der
Grundherrschaft des Gladbacher Abtes ausgeschlossen war. Während
nämlich der Fahrzins (eine Art grundherrschaftlicher Anerkennungsgebühr)
von den Höfen des Amtes Oedt der Abtei zustand, zahlte das Dorf
diesen Zins am Remigiustage (1. Oktober) dem Inhaber der Burg, dem
Landesherren also.
Wohl aber läßt sich umgekehrt belegen, dass die ursprüngliche Abteizugehörigkeit
des Patronates der Kirche zu Oedt, als ein mit der Landesherrschaft
in Oedt verbundenes Recht erscheint:
Nach dem söhnelosen Tod des Dietrich Luf III. im Jahre 1332 kam
die Herrschaft Oedt zunächst an seine Tochter Elze.
Diese war verheiratet mit Godart von Jülich, einem Bruder des Markgrafen
Wilhelm von Jülich.
Deren Tochter Gräfin Jolenta von Leiningen erbte die Herrschaft
Oedt.
In den Jahren 1348 ging die Herrschaft Oedt von der Gräfin Jolenta
von Leiningen - der Enkelin und Erbin des ersten "Herrn von
Oedt", Dietrich Luf III. von Kleve - an Wilhelm den Markgrafen
von Jülich, ihrem Onkel über.
Dieser verkaufte 1349 die Herrschaft Oedt an seinen Bruder, den
Erzbischof Walram II. und damit an das Erzstift Köln. Das erwähnenswerte
an diesen Verkäufen aus den Jahren 1348 und 1349 ist, dass hierbei
der Patronat über die Oedter Kirche ("kyrchgiecht van Oede,
ius patronatus ecclesie in Oede") ausdrücklich den mit der
Herrschaft Oedt verbundenen Rechten zugezählt wurde. Wenn demnach
in diesen Urkunden der Patronat über die Oedter Kirche als Recht
des Burgherren und nicht des Grundherren von Oedt erscheint, so
ist dies fraglos ein Ergebnis späterer Entwicklungen, da der Patronat
nachweislich ursprünglich Gladbach zugehörig war. W. Janssen vermutet
in "Die Kirche St. Vitus in Oedt", dass Dietrich Luf III.
sich dieses Recht gewaltsam verschafft haben könnte, da dieser geneigt
war, dergleichen Fragen recht unbedenklich auf dem Wege der Gewalt
zu lösen, was sein Eingreifen in den Streit um die Besetzung der
Pfarrkirche in Kempen im Jahre 1321 zeige. Weiterhin sei ansonsten
verwunderlich, dass die Erzbischhöfe dieses Recht offensichtlich
wieder aus der Hand gegeben haben, da im 17. Jahrhundert wieder
feststand, dass der Abt von Gladbach indubitatus collator
der Kirche von Oedt sei. => Visitationsprotokoll 1668
(folgt)
Wie dem auch sei, all dies scheint Ausdruck der Machtkämpfe zwischen
den Vögten und den Gladbacher Äbten zu sein und dürfte, neben der
Grenzlage und dem ungünstig länglichen Schnitt des Amtes Oedt, letztlich
zu einer Schwächung des Standortes "Oedter Land" durch
Divergierung der vorhandenen Kräfte geführt haben.
Weiterführung folgt