Genealogische Zusammenstellung der Familie Steger vom linken Niederrhein

Auszüge zur Geschichte der Gemeinde Oedt

Mit Reinhard Steger zog anfang des 20. Jahrhunderts der erste direkte Vorfahre unserer Stegerlinie in das ehemals kurkölnische Oedt. Dort waren 1879 mit großem Erfolg die Johannes Girmes Werke gegründet worden und so verwundert es nicht, dass Reinhard Steger damals von Hinsbeck nach Oedt zog um dort eine Familie zu gründen und sein Auskommen als Schlossermeister bei den Girmeswerken zu verdienen. Zwischenzeitlich lebt die 4. Steger - Generation in Oedt, - ich selber bin dort aufgewachsen, so liegt auch mir die Geschichte dieses Ortes an der Niers am Herzen.
Ein rundes und umfassendes Konzept zur Internetdarstellung der Geschichte Oedts habe ich bisher nicht erarbeitet, wohl aber lasse ich gerne den interessierten Besucher an mir vorliegenden Daten, Informationen und Bildern teilhaben.

Die älteste Geschichte:

Älteste Belege für die Besiedlung unseres Landstriches finden sich in Funden auf dem Auffeld, die in die frühe Steinzeit datieren.
Als die Römer das linke Rheinufer besetzt hatten, war die hiesige Gegend von den Menapiern bewohnt. Diese wurden von den Franken verdrängt. Indem jeweils unbekannt große Mengen der früheren Bewohner sesshaft blieben und sich mit den Okkupanden vermischten entstammt die hiesige Bevölkerung also hauptsächlich einem Gemisch aus Menapiern, Römern und Franken, was auch durch römische wie fränkische Funde in nächster Nähe zu Oedt belegt wird.
Politisch gehörte Oedt derzeit zum Mühlgau, der ein karolingischer Gau im Herzogtum Lothringen war und erstmals im Jahre 837 als comitatus Moilla urkundlich bei der Reichsteilung Ludwig des Frommen erwähnt wurde. Dieser grenzte im Norden an den Hattuariergau, so das wahrscheinlich ganz Geldern, sicher aber der südliche Teil Gelderns mit Straelen dazu gehörte. Im Osten reichte er bis an den Duisburger Gau, dessen Westgrenze ein alter Rheinarm mit der Richtung Neusserfurt-Pont bildete. Im Süden stieß der Mühlgau an den Nyvenheimer Gau mit den beiden Mülfort bei Odenkirchen bzw. Gierath als Grenzorte. Im Westen war die Grenze des Mühlgau die Maas.

Der Name Oedt:

Aus der ursprünglichen Beschaffenheit des Landes erklärt sich direkt oder indirekt auch der Name Oedt.
Von dem sumpfreichen Land, in dem die einzelnen Gehöfte zerstreut anzufinden seien, sprachen schon Julius Cäsar und Tacitus.
Reste dieser Sümpfe haben sich noch in den sogenannten Broichen bis heute erhalten.
(Diese lassen sich auch in vielen Ortsbezeichnungen unserer Gegend wiederfinden: Broich, Orbroich, Schmalbroich, Hagenbroich, Unterbroich, Vorsterbroich, Saalbroich, Schwarzbroich usw.. )

Zum Namen Oedt gibt es mir zwei bekannte Entstehungsvarianten, die sich beide meiner endgültigen Prüfung entziehen:
1. Laut F. Koogelboom, bezeichneten schon die Römer das Terrain als "loca huda" also feuchte Gegend.
2. Laut Dr. W. Janssen, sei für Hude, der ältesten Überlieferungsform, am einleuchtendsten sowohl im Hinblick auf die sprachliche Zuordnung als auch die topografische und siedlungsgeschichtliche Situation mit der Bedeutung "Fährstelle" oder "Bergungsplatz" in Verbindung zu bringen.

Zweifellos gehört der Name dabei einer sehr frühen Orsnamensschicht an.

hude ist tatsächlich die erste belegte Bezeichnung des Ortes Oedt. Im 16. Jahrhundert wird es Ude, Uede, Uda genannt; später wird Ud, Uedde, Oidt, Oed und jetzt Oedt daraus.

Christianisierung und frühes Christentum:

Das Christentum faste wahrscheinlich erst feste Wurzeln in hiesiger Gegend, nachdem sich der Frankenkönig Chlodwig um das Jahr 500 zum Christusglauben bekannte.
Die Vermutung geht, dass die Heiligen Servatius, Amandus und Lambertus auch den linken Niederrhein missionierten. Damit stimmt auch eine Sage überein, das in Hinsbeck der Heilige Amandus am so genannten "Amandusbrunnen", im Volksmund "Hellijepöttche" genannt, die hiesigen Heiden taufte. Diese Sage wird durch zwei weitere Fakten bekräftigt: Die Hinsbecker Kirche ist dem Heiligen Petrus geweiht, was im Allgemeinen für seine anfängliche bzw. ursprüngliche Entstehung dieses geweihten Ortes in Hinsbeck für unsere Gegend spricht. Weiterhin sind bis ins 20te Jahrhundert hinein den Alteingesessenen die Wege bekannt gewesen, auf denen die Verstorbenen der Umgegend bis hin von Kaldenkirchen und Kempen nach Hinsbeck zur Beerdigung überführt wurden.

Oedt im Spiel von Kurköln, Kempen und der Abtei Gladbach:

Kirchlicher Mittelpunkt des seit dem 9. Jahrhundert besiedelten "Landes Kempen" (Kempener Platte), war ursprünglich die St. Peterskapelle bei Kempen, von der die Pfarrechte später auf die innerhalb der Kempener Mauern ebaute neue Kirche übertragen worden sind. Als der bedeutendste Grundherr in diesem Gebiet ist seit dem 10. Jahrhundert der Erzbischhof von Köln belegt. Aus kurkölnischem Besitz des Erzbischof Gero stammt deshalb auch jener Teil der terra Kempensis, mit dem die Mitte des 10. Jahrhunderts gegründete Benedektinerabtei Gladbach im Jahre 973 ausgestattet wurde. Es handelt sich dabei um einen vergleichsweise schmalen Landstrich, der sich längs der Niers hinzog und in seinem nördlichen Teil den alten Hofesverband Oedt umfaßte, während die bis in die Gegend von Neersen reichenden südlichen Teile noch überwiegend unbesiedeltes Wald- und Bruchland waren. Allgemeine Ansicht ist, dass der Salhof Oedt den am frühesten besiedelten Gebieten der "Kempener Platte" zuzurechnen ist und damit seinen Ursprung kurz nach 800 zu vermuten ist, was auch der Name hude bzw. ude selbst, der offensichtlich einer sehr alten Ortsnamensschicht angehört, belegt. Mit dem Salhof Oedt hatte es die Abtei Gladbach mit einem flächenmäßig geschlossenen Hofverband zu tun, dessen Umfang noch heute gut zu rekonstruieren ist, weil die Grenzen des alten Salhofes Oedt identisch sind mit den Grenzen der Pfarre Oedt, vor dem Jahre 1799.
Die Gladbacher Abtei St. Vitus besaß also umfangreiche Güter und deshalb auch einen Fron- und Herrenhof zu Oedt.
Aus der großen Zahl der Besitzungen erklärt sich auch die Stellung des Abtes als Erb-, Grund-, Gerichts-, Kurmunds-, Zehnt- und Zinsherr in Oedt, wie er in den Weistümern des 16. bezeichnet wird. Es spricht jedoch nichts gegen die Annahme, daß die Gladbacher Äbte diese Stellung bereits seit dem 12. Jahrhundert inne hatten.

Der Fron- oder Herrenhof des Klosters Gladbach:

Dieser alte Fron- oder Herrenhof Oedts lag bemerkenswerter Weise, ebenso wie die Kirche, nördlich des späteren Dorfes, also außerhalb der Dorfsiedlung, an der Stelle des späteren Pastorats.
Wenigstens seit dem 13. Jahrhundert scheint das Kloster die Eigenbewirtschaftung seines Hofes aufgegeben zu haben. Der abteiliche Schultheiß (villicus) zu Oedt, der für das 13. und 14. Jahrhundert bezeugt ist, war nunmehr mit der Sammlung der Zinsen und Pachtabgaben befaßt, der Herrenhof also eine Art Sammelstelle grundherrlicher Einnahmen.
Auch diese Funktion trat dann später hinter seiner Bedeutung als Gerichtsstätte zurück, denn seit dem späten Mittelalter diente dieser Hof nur noch als Tagungsstätte des Schöffengerichts, dementsprechend hieß er Dinghaus. So spricht auch eine Aufzeichnung des Oedter Schultheißen Wilhelm Hertzig aus dem Jahre 1604 vom "dinckhauss, so auch froenhoff, das ist freyhoff genannt...".

An den Herrenhof der Abtei Gladbach schlossen sich nach Norden und Süden hin die abhängigen Bauernstellen an, das Gebiet zwischen Niers und der Schleck ausfüllend und ursprünglich sowohl im Norden als auch im Süden an ungerodetes bruchiges Waldland stoßend. Für den nördlich des Herrenhofs gelegenen Teil kam später der Name Niederfeld und für den südlich gelegenen Teil der Name Auffeld auf, wobei für diese Namensbildung der Nierslauf als Maßstab diente.

Die für die Oedter Grundholden des Klosters Gladbach zuständige Pfarrkirche war die Kirche Kempen. Dorthin mußten sie also gelangen, wenn sie die Messe hören oder die Sakramente empfangen wollten. Angesichts der weiten Entfernung und der damaligen Fortbewegungsmöglichkeiten sicherlich eine beschwerliche und zeitraubende Sache. Um Ihren Leuten wenigstens Gelegenheit zu bequemeren und damit häufigerem Besuch der heiligen Messe zu geben, ließ die Abtei, wie Grabungsbefunde ergaben, im 12. Jahrhundert neben dem Oedter Fronhof eine Kapelle bauen, die, wie die Klosterkirche in Gladbach selbst, dem heiligen Vitus geweiht wurde. Diese Kapelle - eine grundherrliche Eigenkirche der Abtei Gladbach - ist in einer Urkunde gemeint, in der wir die erste Nennung der Kirche Oedt und damit des Ortes Oedt belegt finden.

Die Erste Nennung Oedts:

Die früheste Erwähnung einer Kirche/Kapelle in Oedt (hude), die gleichzeitig den ersten urkundlichen Beleg des Ortes Oedt darstellt, finden wir in einer Urkunde des Abtes Robert von Gladbach datiert mit dem Jahr 1170.

Vergrößerung
Urkunde des Abtes Robert von Gladbach von 1170 mit der frühesten Erwähnung Oedts (hude).
HStA Düsseldorf, Abtei Gladbach, Urk. 4

Die Übersetzung der Urkunde lautet:
Ich Robert, des Klosters Gladbach demütiger Abt, gebe den gegenwärtig wie künftig Lebenden bekannt, daß ich — getrieben von dem Verlangen, in diesem Leben etwas zu tun, was mir ewigen Lohn einbringen könnte — das Benefiz des Vogtes Heinrich von Kempen, das er zu Oedt in unserer Kirche besaß — nämlich 4 Schilling, welche ihm jährlich im Juli gezahlt wurden — für 4 Mark von eben diesem Heinrich und seinem gleichnamigen ältesten Sohn als Pfand erworben und den Klosterbrüdern zu ihrer Stärkung ausgesetzt habe; dafür soll der Oktavtag von Ostern in Chorkappen gefeiert und das fahrgedächtnis der verstorbenen Frau Gepa, Äbtissin des Kölner Ursulastifts, festlich begangen werden. Darüber hinaus habe ich festgelegt: Für den Fall, daß dieses Pfand eingelöst wird, werde ich das erhaltene Geld unter keinen Umständen anders verwenden als zum Ankauf eines Grundstücks oder Gutes, dessen Ertrag an den obengenannten Tagen den Brüdern zugute kommen soll. Folgenden Zeugen hat der jüngere Heinrich auf Geheiß seines Vaters gelobt, diese Regelung aus keinem Grunde anzufechten: Gottschalk de Foro, Gottschalk Saldo, Hermann d. J. von Damme. Weitere Zeugen waren Rabodo von Oedt, Pilgrim de Saltu [von Busch], Konrad von Bechusen und sein Bruder Gottschalk, Rether, Giselbert und sein Bruder Walter, Helwich von Nieder-hoven, der Meier Adelhard und viele andere. Im Jahre 1170, in der 3. Indiktion.

Der Prior der Abtei Gladbach "Cornelius Richrath" sagt, bezogen auf den gleichen Vorgang, in seiner "series abbatum in Gladbach ...": "Im Jahre 1170 schenkte Abt Robert das beneficium des Vogtes Heinrich von Kempen, welches er zu hude in unserer Kirche hatte ...".

Pfarrlicher Lösungsprozess von Kempen:

Der an der Oedter Kirche tätige Priester wird zu jener Zeit, also am Ende des 12. Jahrhunderts, kaum mehr als das Recht, die Messe zu lesen, gehabt haben. Zum Sakramentenempfang mußten die Oedter Eingesessenen immer noch nach Kempen gehen, wo sie auch zu dieser Zeit nach wie vor begraben wurden.
Freilich wird nach der Gründung der Kapelle zu Oedt von Anfang an die Tendenz vorhanden gewesen sein, ursprüngliche Kempener Pfarrechte auf die Oedter Kirche zu übertragen. Ihre Lage an der Peripherie des ausgedehnten Kempener Pfarrsprengels und die zunehmende Siedlungsdichte dieses Gebietes haben solche Tendenzen sicherlich begünstigt. Die Ausbildung eines eigenen Oedter Kirchsprengels - innerhalb der Kempener Pfarre - ist erst für das Ende des 14. Jahrhunderts ausdrücklich bezeugt. Eine um 1370 entstandene Aufzeichnung über die landesherrlichen Einkünfte in Oedt vermerkt: "de parrochia in Ude 212 pullos" also "aus dem Kirchspiel Oedt 212 Hühner". Doch gibt es indirekte Quellenhinweise dafür, dass das Kirchspiel (parrochia) Oedt um einiges älter ist:
Die Abgrenzung regionaler Kirchsprengel hatte sich aus der Notwendigkeit ergeben, den einer Kirche zugehordneten Zehntbezirk genau festzulegen. Parrochia meint daher zunächst und vor Allem diesen Zehntbezirk! Da nun Gladbacher in Urkunden der Jahre 1292 bis 1348 ein eigener Zehnt zu Oedt erwähnt ist, dürfen wir schließen, dass es wenigstens zu dieser Zeit bereits ein Kirchspiel Oedt gegeben hat.

Machtkämpfe zwischen Abtei und Vogtei:

Den Äbten von Gladbach ist es nicht gelungen, Ihre Grundherrschaft in Oedt zur Landesherrschaft auszubauen; vielmehr sind sie dabei ihren Vögten unterlegen, die es im Laufe des 13. Jahrhunderts verstanden haben, die ihnen in diesem Gebiet teils zustehenden, teils angemaßten vogteilichen Rechte zu echten Herrschaftsrechten zu steigern und zu verdichten.
Vögte der Abtei Gladbach waren die Grafen von Kessel, die das Fundament zur Ausbildung des dominum in Oede, wie es 1349 heißt, gelegt haben; von ihnen ging um 1285 die Herrschaft - oder was damals schon vorhanden war - durch Heirat an die Grafen von Hülchrath aus dem klevischen Grafenhause aus.


Siegel des Dietrich Luf III., "des ersten Herrn von Oedt", aus dem Jahre 1331.
Die Siegelumschrift lautete "S.Th. dicti Luf de Cleve, domini de Kervenem et de Ude"

Als Zeichen seiner herrscherlichen Stellung im Lande Oedt baute der letzte Graf von Hülchrath, Dietrich Luf III. von Kleve, in den Jahren 1312/1313 südöstlich der Oedter Kirche in der Niersniederung eine Burg, die Burg Uda, und nahm den Titel des "Herrn von Oedt" an. In unmittelbarem Anschluß an die Vorburg legte er am Rande der Niersterasse ein kleines Dorf an: die villa Oede, von der 1348 zum ersten Mal die Rede ist. Sie wurde in das Befestigungssystem der Burganlage rundum mit Wassergräben eingeschlossen, nach Osten hin (auf der heutigen Albert Mooren Allee) wurde zusätzlich ein Wall angelegt.
Nach Norden führte das Niedertor und nach Süden das Obertor aus der Burgsiedlung. Nach Westen durchzog man das sogenannte Zolltor, das in der heutigen Mühlengasse stand, um die Siedlung zu verlassen. (siehe Karte)
Innerhalb dieses so gebildeten rechteckigen Geländes siedelte sich die Bevölkerung auf engstem Raum an, da man im Schutze der Befestigungsanlagen Sicherheit genoß. Die zu bewirtschaftenden Flächen lagen außerhalb dieser Burgsiedlung.
Burg und Dorf Oedt sind also vergleichsweise spät gebaut worden, gleichsam als Fremdkörper innerhalb des Gladbacher Hofverbandes Oedt. So erklärt sich auch, dass die Oedter Kirche außerhalb des geschützten Dorfes lag. Dieses Dorf ist also nicht - wie die übrigen Dörfer der Umgegend - in Anlehnung an die Kirche, sondern in Anlehnung an die Burg als ausgesprochene Burgsiedlung entstanden!

Dietrich Luf hatte übrigens seine Herrschaft Hülchrath bei Neuss verkauft, um mit diesem Geld die Burg in Oedt sowie das angrenzende Burgdorf zu errichten. Bei seinem Verkauf Hülchraths hat er die zugehörigen Weinberge in Ahrweiler ausgeklammert und ließ sich zudem ein freies Geleit von jährlich 10 Fudern (Ladung eines zweispännigen Wagens, je zw. 800 bis 1800 l) Wein von Ahrweiler nach Oedt vom Kölner Erzbischof ausdrücklich bestätigen. Wie wertvoll ihm diese Fracht war, muß man aus der Häufigkeit schließen, mit der das freie Geleit der zehn Fuder Ahrburgunder auf dem Rhein bis Neuss und weiter bis zur Burg Oedt verbrieft und bestätigt wurde (1314;1322;1323;1331).

Zurück zum Burgdorf: Die Sonderstellung des Ortes innerhalb seiner Umgebung geht auch daraus hervor, dass es von der Grundherrschaft des Gladbacher Abtes ausgeschlossen war. Während nämlich der Fahrzins (eine Art grundherrschaftlicher Anerkennungsgebühr) von den Höfen des Amtes Oedt der Abtei zustand, zahlte das Dorf diesen Zins am Remigiustage (1. Oktober) dem Inhaber der Burg, dem Landesherren also.
Wohl aber läßt sich umgekehrt belegen, dass die ursprüngliche Abteizugehörigkeit des Patronates der Kirche zu Oedt, als ein mit der Landesherrschaft in Oedt verbundenes Recht erscheint:
Nach dem söhnelosen Tod des Dietrich Luf III. im Jahre 1332 kam die Herrschaft Oedt zunächst an seine Tochter Elze.
Diese war verheiratet mit Godart von Jülich, einem Bruder des Markgrafen Wilhelm von Jülich.
Deren Tochter Gräfin Jolenta von Leiningen erbte die Herrschaft Oedt.
In den Jahren 1348 ging die Herrschaft Oedt von der Gräfin Jolenta von Leiningen - der Enkelin und Erbin des ersten "Herrn von Oedt", Dietrich Luf III. von Kleve - an Wilhelm den Markgrafen von Jülich, ihrem Onkel über.
Dieser verkaufte 1349 die Herrschaft Oedt an seinen Bruder, den Erzbischof Walram II. und damit an das Erzstift Köln. Das erwähnenswerte an diesen Verkäufen aus den Jahren 1348 und 1349 ist, dass hierbei der Patronat über die Oedter Kirche ("kyrchgiecht van Oede, ius patronatus ecclesie in Oede") ausdrücklich den mit der Herrschaft Oedt verbundenen Rechten zugezählt wurde. Wenn demnach in diesen Urkunden der Patronat über die Oedter Kirche als Recht des Burgherren und nicht des Grundherren von Oedt erscheint, so ist dies fraglos ein Ergebnis späterer Entwicklungen, da der Patronat nachweislich ursprünglich Gladbach zugehörig war. W. Janssen vermutet in "Die Kirche St. Vitus in Oedt", dass Dietrich Luf III. sich dieses Recht gewaltsam verschafft haben könnte, da dieser geneigt war, dergleichen Fragen recht unbedenklich auf dem Wege der Gewalt zu lösen, was sein Eingreifen in den Streit um die Besetzung der Pfarrkirche in Kempen im Jahre 1321 zeige. Weiterhin sei ansonsten verwunderlich, dass die Erzbischhöfe dieses Recht offensichtlich wieder aus der Hand gegeben haben, da im 17. Jahrhundert wieder feststand, dass der Abt von Gladbach indubitatus collator der Kirche von Oedt sei. => Visitationsprotokoll 1668 (folgt)
Wie dem auch sei, all dies scheint Ausdruck der Machtkämpfe zwischen den Vögten und den Gladbacher Äbten zu sein und dürfte, neben der Grenzlage und dem ungünstig länglichen Schnitt des Amtes Oedt, letztlich zu einer Schwächung des Standortes "Oedter Land" durch Divergierung der vorhandenen Kräfte geführt haben.

Weiterführung folgt

Quellen:
800 Jahre Oedt / Peter Esser / Johannes Lipp / Walter Tillmann / Oedt 1970
Die Geschichte des alten Amtes Oedt bis 1815 / F. Kogelboom / Oedt 1908
Die Kirche St. Vitus in Oedt / H. Borger / W. Janssen / E. Stephany / Mönchengladbach 1970
Oedter Heimatblätter Heft 4/ 1974 Heimatverein Oedt e.V. / Buchdruckerei Wilhelm Lambertz / Grefrath-Oedt
Territorienbildung in den Ämtern Kempen, Oedt und Linn / Hans Kaiser / Kempen 1979
Studien zur niederrheinischen Landeskunde / Albert Steeger / Kempen 1981

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