Genealogische Zusammenstellung der Familie Steger vom linken Niederrhein

Oedt 1660

Oedt um 1660, nach Süd-West ausgerichteter Kartenausschnitt aus Karte Kirchspiel Oedt um 1660

Einzelbeobachtungen zur Karte Kirchspiel Oedt um 1660 (Delineatio): Feste Häuser und Dorf Siedlungen, Wege, Flurnamen und Markländerei

Oedts kennzeichnendes Baudenkmal, die zwischen 1308 und 1313 erbaute Burg Oedt, sucht man auf unserer Karte vergebens. Das kurkölnische Kastell ist nämlich 1643 - also während des Dreißigjährigen Krieges - von hessischen Truppen erobert und gesprengt worden. Kleinere Reparaturarbeiten in 1653/54 werden den ruinösen Zustand kaum verändert haben, dem Kartographen schienen die geborstenen Mauern des Aufzeichnens jedenfalls nicht wert. Mit dem Kirchturm von St. Vitus und einem danebenliegenden Gebäude, das vielleicht das Pastorat vorstellt, ist immerhin der Pfarrort Oedt angedeutet, der zu dieser Zeit 46 Häuser umfaßt. Das kleine Straßendorf wurde wohl im Zusammenhang mit dem Burgenbau etwa seit 1310 angelegt, ist für 1331 oder 1332 erstmals urkundlich überliefert und 1477 anläßlich der Eroberung durch Landgraf Hermann von Hessen als stetgin bezeugt - als „Städtchen" also, oder, wie wir heute sagen würden: als befestigter Flecken mit eigenen Bürgermeistern und Gemeinsmännern.

Oberhalb des Ortes spannt sich die Tollbrück über die Niers - ein Zollübergang ins geldrische Amt Krickenbeck hinein und nach Grefrath. Vorläufer dieser Grenzstation muß der Zoll auf dem Gillbach (theoloneum situm super fluvium Geelbach) gewesen sein, den 1322 der Besitzer von Burg und Herrschaft Oedt, Dietrich Luf (III.) von Kleve, als Lehen der Herrschaft Oedt an Heinrich von Garsdorf vergab. Spuren dieses mittelalterlichen Gillbaches sind im Gillesbroich zu suchen, das unsere Karte unterhalb der Fliegenmühle zeigt. Die ursprüngliche Aufgabe der beiden weiteren Grenzdurchlässe des Amtes, Schmitzbaum am Südrand der Honschaft Hagen und Klapdor am Südrand der Honschaft Unterbruch, liegt vorerst im dunkeln. Soweit ich sehe, gibt es von ihnen keinen quellenmäßigen Beleg für eine Funktion als Zollstätte - abgesehen von der Entrichtung von Wegegeld am Klapdor in 1773. Der Schmitzbaum markierte das Südende der Pfarre Oedt zu Anrath hin; geht er auch auf eine alte weltliche Grenze zurück oder ist er nur, wie hier aufgezeichnet, ein einfacher Übergang über die Schüp gewesen?-
Kennzeichnenderweise an den Grenzfluß Schleck hinausgeschoben lag das Alt Oedische Maladenhaus - eine jener Zufluchtsstätten und Isolierstationen für die mit ansteckenden Krankheiten behafteten Gemeindebewohner, wie wir sie auch vom Kempener Blaatendoop (= Melatendoop] und von der Kreuzstraße (Siechenkreuz!) bei Willich her kennen.
Die ursprüngliche Zeilenstruktur des Straßendorfes Mühlhausen hebt sich auf unserer Karte gut heraus, und ebenso deutlich zeigt sich die Ausrichtung der seit dem frühen 15. Jahrhundert entstandenen Dorfsiedlung Nerser Straas, später Neersen genannt, auf die Burg Neersen der Herren von Neersen, die Vögte des Kölner Erzbischofs am Anrather Gericht und im Unterbruch waren. Hinter der Neerser Mühll am nördlichen Abschluß des Nierslaufes verbirgt sich die Neersdommer Mühle, die freilich im Amte Kempen lag.
Zum Kirchspiel Süchteln hingegen und damit zum Herzogtum Jülich gehörte die Fliegen Mühll auf dem Westufer der Niers, die schon um 1200 im Weistum vom Kempener Byfang vorkommt, und als jülisches Lehen der Herren von Neersen hat sich die erstmals 1419 genannte Gibbermühle überliefert.
Merkwürdig nur, daß der Kartograph die beiden ebenfalls schon früh bezeugten Wassermühlen zu Mülhausen und Oedt ausgelassen hat.

Am Schwartzen Poell oder Schwarzen Pfuhl (= morastiger Weiher) östlich Neersen versuchte 1474 Vogt Heinrich (V.) von Neersen, mit Rad und Galgen die Hochgerichtsbarkeit in seinem Herrschaftsbezirk Anrath-Neersen-Unterbruch gegen die angestammten Rechte des Kölner Erzbischofs durchzusetzen. Die Karte verrät, daß der Ort günstig gewählt war, lag die Richtstätte doch am Kreuzungspunkt zweier vielbefahrener Straßen, von denen die eine bei der Gibbermühle von der Neusser Hochstraße nach Viersen-Venlo-Roermond abbog, die andere von Krefeld durch Neersen nach Mönchengladbach lief. Bei der Konsolidierung ihres Landzollwesens nach der burgundischen Belagerung (1474/75) haben die Neusser hier einen Zöllner zur Einnahme des von ihnen gepachteten Schiefbahner Zolls postiert; er ist erstmals 1481 nachgewiesen.

Nicht vergessen seien die adeligen Häuser des Amtes, die hier freilich nur in unscharfen Konturen erscheinen:
Haus Hohensand, am linken Ufer des Flöthbaches gelegen, kurmudpflichtig an die Abtei Gladbach und 1659 im Besitz Johanns von Neukirchen genannt Nievenheim; Haus Stockum, ursprünglich nach seiner tiefgelegenen Solstätte Dollenhof („in der Delle") genannt und Ritterlehen der Abtei Gladbach;
Haus Cloerlant, später Clörath, an der Niers, wie Hohensand Kurmudsgut des Gladbacher Abtes und um 1794 zerstört;
endlich die beiden Adelssitze des Kirchspiels Oedt:
Haus Dückers im Opfeld,
Haus Aldenhoven im Niederfeld, beide während des 17. Jahrhunderts im Besitz der von Nunum genannt Dücker mit dem Stammsitz Aldenhoven.
Auch Haus Langendonk auf dem Grefrather Niersufer nordwestlich Mühlhausen ist verzeichnet, freilich unter dem Familiennamen des derzeitigen Besitzers Strouffen (Strouven); als Adelsgut des Amtes Krickenbeck kommt es aus unserem Oedter Aspekt nicht weiter in Betracht.

Genauere Beobachtungen zeigen, daß das Wegenetz im Amte Oedt und nach den benachbarten Territorien hin unvollständig dargestellt ist. Zahlreiche Wege, die die zur gleichen Zeit angelegte Oedter Deskription mit Namen nennt, sind ausgelassen, so beispielsweise der von Gen Engs nach Kempen laufende Fußweg oder die wüste Steeg und der Gemeindesteeg, die die Schleckbenden nordöstlich Oedt abgrenzten. Nicht aufgeführt werden vor allem die zahlreichen Querverbindungen der Hohen Straße zu den beiderseitigen Bruchkanten, und das ist bedauerlich, geht doch aus ihrem Verlauf die waldhufenartige Anlage mehrerer Hofgruppen in Hagen, im Op- und Niederfeld hervor. Ähnliches gilt für die Flurnamen, besonders für die Bezeichnungen der Rodeflächen, die auf unserer Karte noch in Beziehung zu den anliegenden Höfen gesetzt werden wie das Kloerader Feld zu Haus Clörath, das Cappertzfeld und die Cappertzheide zum Cappertzhof im nördlichen Unterbruch. Auch hier hat der Kartograph - eben weil es ihm nur um einen groben Überblick ging -zahlreiche Bezeichnungen ausgelassen, die sogar unsere modernen Katasterkarten noch aufweisen, wie das Lehmfeld und das Sandfeld in der Honschaft Niederfeld, oder die in der 1659-1661 angefertigten Deskription vorkommen, wie das Honnenfeld und die Bengsbenden ebendort.

Quellen:
Territorienbildung in den Ämtern Kempen, Oedt und Linn / Hans Kaiser / Kempen 1979 / Schriftenreihe des Kreises Viersen Nr. 29
Die Älteste Karte des Amtes Oedt / Hans Kaiser / Heimatbuch des Kreises Viersen 1979 Locations of visitors to this page