Genealogische Zusammenstellung der Familie Steger vom linken Niederrhein

Weistum des Hausbruchs bei Oedt. 4. Mai 1554

Anno 1554, am freidaige den 4ten Maii, zu wissen, so etwas irrungh und zweiungh geweßen seint zwischen den erentfesten und frommen Johan von Brembt, drosten zu Uda, an eyme und den inwonern und umbligenden nachberen dorfs Uda am ändern theile, belangende daß Haußbroich achter dem hause oder borch zu Uda gelegen. Auß wilchem broich der drost eyn ortgen neist hinder dem hause hait laissen infangen und die inwonre dorfs vurschreven sambt etlichen umbligenden nachberen solches thaitlichen one ansuchen deß drosten ußgebrochen haben. Derhalb solcher platz durch den erentfesten und frommen Johannen von Wachtendunck, drosten zu Kempen, und Derichen von Warrenborch, scholtiss daselbst, an stat unsers gnedigsten churfursten und heren zu Coln, in biesein meins, nachbeschreven notarii, und den sementlichen gemeintzleuden, ist besichtiget worden. Und als man auf den augenschein ist gekommen, haben der drost und scholtiss zu Kempen die gemein versamelungh gefraigt, wie weidt sich daß Haußbroich erstrecke und wair daß wende und kere? Haben die gemeintzleude geantwort, so weidt dasselbige broich aldair bei dem augenschein zwischen der Nersen und gemeinen floett und dem graven längs die wyden hergande gelegen ist, daß sei genant daß Haußbroich.

Widerß so der drost und scholtiss zu Kempen sye gefragt, waß gerechtigkeit sie in dem Haußbroich hetten?
Dairuf hait Merthen Winckens geantwort, er habe ungeferlich zwein morgen in dem broch an einer sieden längs den dick, aber moiß solches zu wasser und weiden laissen legen. Item Peter Harbis gesprochen, er habe auch ungeferlich zwein morgen in dem Haußbroch; deß halt er den dick in rustungh, dairuber die beesten in das broich gant.

Item Baetschen Vydt hait auch etlichs in dem Haußbroch. Dem nach die sementlich gemeint geantwort, sie hetten ein alt gebruch und lantrecht: wen man im gebruch funde, den solt man dairbei laissen. Begeren derhalb, daß der drost zu Uda in stat unsers gnedigsten heren etcetera sye bei irem alden gebruch laissen wolle, dan daß Haußbroich sei ire nachbergemeint. Aber so dasselbige mit holtz bepaisset were, so stunde daß holtz dem hause zu Uda zu, aber wasser und weide stunde den gemeinen nachberen zu. So sei eß vergangener jair am vaigtgedinge furgetragen, daß nemantz etwaß in der gemeinden afgraben oder infangen sulde. Begeren derhalb, der drost wolt solches, zu wasser und weiden legen laissen, wie von alderß gewonlich.

Item der drost und scholtiss zu Kempen sie widerß gefracht, so daß broich gnant wurt daß Haußbroich und sie auch selbst bekennen, so eß myt holtz stunde, daß holtz soll dem hause zu Uda zustain, so habe der drost zu Uda in behouf des hauß etliches understanden inzufangen, wilches sie thaitlich one ansuchungh des drosten ußgebrochen haben; daß sie derhalb orsach des außbrechens dairthunt.

Dairuf die gemeint geantwort, eß sie hiebevoren im vaigtge dinge zu Uda gerichtlich aufgetragen und ingewilliget, daß nemantz in den gemeinden etwaß afgraben oder infangen sulde. So hetten sie uf eime ändern orde etliche gemeint, die ingefangen waß, außgebrochen; und synt widerß kommen und haben diß auch ingefangen und abgegraben befonden. Derhalben haben sie diß also auch gesucht uß der orsachen, daß solche infangh in dem vaigtgedinge verbotten gewest ist.

Item hernach sint etliche alde konden durch denselbigen drosten und scholtiss zu Kempen dairuber erhört worden, mit nhamen Coen Kauwertz, Velt Henn und Gort Smeitz, die ire nachfolgende sage mit lieblichem eide zu beweren gelobt haben.

Item zum irsten Coen Kauwertz hait getzugt, er sei ungeferlich dreivierdel jair alt und zu Uda geborn und ertzogen, und eß sei im ingedenck, daß daß Haußbroich eyn holtzgewachß plege zu sein und das holtz, hinder dem hause stunde, wart zu dem hause Uda gebrucht und aldair gebrant; und dasselbige broich plege furmals so weich zu sein, daß geine beesten dairinkommen kunten.

Item zum 2ten Velt Henns hait getzeugt und gesacht, er sei ungeferlich achtzich jair alt und sei hiebevoren deß hauß und ampts Uda lantbode gewest XXVIII jair lanck und sei auch dabevoren IIII oder V jair dyener uf dem hause Uda gewest und habe alwege gehört, daß daß broich hinder dem hause zu Uda daß Haußbroich genant wart und daß holtz, dairuf stunde, wart uf das hauß Uda geföirt und aldair gebrucht und gebrant. Und dasselbige broich plege so grontloiß oder weich zu sein, daß geine beesten dairinkommen konten.

Item zum 3ten Gordt Smeitz bekant und getzeugt, er sei ungeferlich XLVI jair alt; und als er ein klein jonge wair, plege er holtz in dem broich zu lesen. Wanne sie dan zu nach hinder das hauß gingen, spraichen die groisse jongen: Gait nit hinder das hauß in daß Haußbroich, sunst werden balt die haußdiener euch dair krigen! Alsdan leiffen sie von dannen in daß ander gemein broich. Und gedenck ime auch, daß daß Haußbroich so weich wair, daß geine beesten in dasselbige Haußbroich kommen kunten.

Johannes Mercator ab Anrait, notarius, scripsi et subscripsi manu propria in fidem et verum testimonium premissorum requisitus.

Quelle:
Weistümer der kurkölnischen Ämter Kempen und Oedt ... / Dieter Weber
Niederschrift: HStA Düsseldorf, Kurköln II 2629, Bl. 18—19.
Gleichzeitige Abschrift: ebd., Bl. 4—6. Druck: Lacomblet, Archiv VI, S. 486—488.
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