Genealogische Zusammenstellung der Familie Steger vom linken Niederrhein

Kurkölnische Reformation der Unter- und Hofesgerichte mit Erklärungen der Schöffen über die Oedter Gerichtsverhältnisse. 9. Januar 1537

Copia churfurstlicher general reformationsordnungh der unter- und hoffsgerichteren im ertzstift Cöllen sampt darauf beschehener erklerungh deren scheffen zu Oedt de anno 1537 den 9. Januarii.

Alß der hochwurdigst fürst und herr, herr Herman erztbischoff zu Cöllen und churfurst, hertzog etcetera, unser gnedigster herr, uff den iungsten abscheidt in Sachen der reformation der weltlichen gerichter mit dem außschuß gemeiner landtschaft alhie zu Poppelsdorf genehmen, seiner churfurstlichen gnaden amptleuthe hieher wiederumb bescheiden, zweyer articul halber zu handelen und zu schließen: Nemblich wie etliche kleine und geringe undergerichter zusammengezogen und -geschlagen, damit sie desto baß besetzt und underhalten werden mögten.
Zum anderen wie allenthalben ein gleichförmige besoldungh der gerichtzpersohnen getroffen werden möchte. So haben sich hochstgemelt unsers gnedigsten herren räthe mit den amptleuten nachfolgender meinungh, nach gehalten raifen raidt, verglichen:

Erster articul
(1.1) Und erstlich, nachdem die hoffsgericht ihre sondere art und natur haben, derwegen dieselbige nit fueglich mögen zusamengezogen oder auch den landtgerichteren inverliebt werden, daß darumb dieselbe pleiben. Doch sollen die amptleuth, dahe sie solches zu thuen haben, insehens haben, daß an denselben lauth dieser Ordnung gehandlet, daß auch dieselbe mit schreiberen und mombahren versehen, welche von dem landtgericht entlehnt werden mögen. Deßgleichen sollen die amptleuth understehen zu handien, soviel solches mit fuegen beschehen mög, dat nit von dem einen zu dem ändern hovesgericht, sondern von einem ieden hovesgericht an das oberst hauptgericht appellirt werde, vergebliche Unkosten zu vermeiden.

Deßen ist hie nit zu thuen.
(Diese und alle weiteren Erklärungen der
Oedter Schöffen am Rande der Urkunde
eingetragen.)

(1.2) Zum anderen, wohe under einem ampt heubt- und undergericht weren, sollen die amptleuthe understehen zu handelen, daß die undergerichter in das heuptgericht gezogen werden, doch daß die undergerichter etliche scheffen auß sich geben und praesentiren sollen und daß dieselbige zugegebene scheffen an den örtheren, dahe die gerichter von wegen der gueteren besatzt werden, ihres scheffenampts halber von den gueteren, so dem dingstuil verpflicht, besoldet und dargegen die inhaber solcher gueter des vorigen lastes, die gerichter zu verschlaen, enthaben werden sollen. Und wie wohl sunst der scheffenstuil mit sieben scheffen zu besetzen und zu bekleiden ist, iedoch in diesem fall mueßen etzliche auß den underdingstoilen zu den sieben doch in zimblicher anzahl genohmen werden.

Deßen ist auch hie nit zu thuen.

(1.3) Zum dritten, nachdem auch an etlichen örteren, dair die gerichter vermoeg der gueter besatzt werden, die praelaten und die vom adele, so solche gueter inhaben, uff große unkösten der partheyen zu dem haupturtheil mueßen beruiffen werden, sollen die amptleuthe mit beruirten praelaten und denen vom adel understehen zu handien, daß ein ieder von seines guits wegen einen scheffen zu geben und zu setzen hette, damit solche große Unkosten vermitten pleiben mögten.

Deßen ist auch alhier nit zu thuen.

(1.4) Zum vierten sollen die amptleuth, soviel die gerichte, so unsers gnedigsten herren cammer alß daß oberst Oberhaupt erkennen, berühret, in zusammenfuegung und Verordnung der undergerichte understehen zu handien und den gerichten die maaß zu geben, daß zum wenigsten unser gnedigster herr der letzte richter sey.

Stellen solches nach willen churfurstlicher gnaden.

2. articul
(2.1) Ferner, soviel0) den ändern articul belanget, sollen die amptleuth verschaffen, daß die undergericht sich der besoldung, wie dero itzo ein gemeine maaß gegeben ist, allenthalben begnuegen laeßen. Und soll den amptleuthen, so itzo hie nit zugegen, dieser abscheidt sampt der anzeigung der besoldung zugeschickt werden.

Laßen sölches auch geschehen.

(2.2) Zum ändern sullen die amptleuth an den örtern, dahe keine beeide gerichtsschreiber und momber weren, sich umb einen geschickten Schreiber und umb drey geschickte vursprecher erkundigen, dieselbige unserem gnedigsten herren anzeigen, die durch die amptluide haben zu examiniren und lauth der Ordnung annehmen zu laßen.

So der werdiger herr abt und gotzhauß zu
Gladbach alhier ein grundtherr ist und scholt-
heiß und scheffen zu setzen und zu entsetzen,
hat man mit rath des scholtheißen und schef-
fen von alders biß anhero schreiver und vur-
sprecher af- und angesatzt na gestalt der per-
sohnen.

(2.3) Zum dritten, damit solch Schreiber und vorsprecher den gerichtern, in einem ieden ampt gelegen, dienen mögen, sollen die amptleuth insehens haben, daß die gerichter zu solchen tagen und zeithen gehalten werden, daß das ein das ander nit verhindere.

(2.4) Zum vierten, nachdem die meiste Unkosten den partheyen biß anher der vielfaltiger hauptfarten halb ufferlagt worden sein und aber die hauptfahrten, so außerhalb des ertzstifts Cöllen an die gerichte inwendig des stifts beschehen, nit abzuthuen sein, sollen dieselbige in ihrem wesen gelaeßen werden, doch daß durch die amptleuthe verschafft werde, daß in Sachen der appellation, so von solchen außlendischen undergerichteren an die inlendische hauptgerichter beschen, procedirt und lauth der Ordnung gehandelt werde.

Deßen felt niet zu thuen.

(2.5) Zum fünften, soviel unsers gnedigsten herren undergerichter berurt, sollen die amptleuthe bey denselbigen verfuegen, daß sie nit zu aller zeith wie bißhero beschehen, alß der Sachen nit weiße, zu haupt fahren, sonder nach ihrem besten verstendnus urtheilen und also die Sachen durch das mittel der appellation an das gebuehrlich uberheupt laufen laßen.

Man hat allezeith gebrauch der hauptfahrten
gehabt, doch mag die vorthin nit also gehalten
werden, stelt man solches nach gutgefallen
churfurstlicher gnaden.

(2.6) Zum 6ten zu verfuegen, daß ein iedes gericht sein eigen underscheidentlich Siegel habe. Daß auch die auf trachten und andere conträct, so von wegen der gueter, under den gerichteren gelegen, geschehen an den gerichteren, under dennen die gueter gelegen, gerichtlich geschehen sollen.

Wiewohl diß ampt sehr lang ist, alß nemblich
2½ meyl, hat man doch diß articuls ein guth
begnuegen; aber umb krancker und wegfertig-
er persohnen willen kan solches allzeith also
nit gehalten. Auch hat man sie von altem und
täglichem geprauch, daß ein man, mit alter-
dumb begriffen oder sunst, magh vur seinen
hoff über den leichwegh gehen und alda vor 2
scheffen sein guth übergeben. Pitten, bey dem
geprauch gelaßen zu werden, beheltlich auch
dem grundtherren seiner gerechtigkeit wie
von alters gewöhnlich.

Uff beruirte articul sollen die amptleuth wie obgeruirt möglichst fleißes handien. Und was sie in allen articulen gehandelt, unserem gnedigsten herren zum furderlichsten und zum lengsten hiezwischen und dem sontag Reminiscere negstkunftig anzeigen. Datum Poppelstorf am 9. Januarii im 1537ten jähre etcetera.

Quelle:
Weistümer der kurkölnischen Ämter Kempen und Oedt ... / Dieter Weber
Abschrift von 1666: HStA Düsseldorf, Abtei Gladbach, RH 3, Bl. 234—236. Ungedruckt.
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