Genealogische Zusammenstellung der Familie Steger vom linken Niederrhein

Historische Abläufe nach Sterbefällen in der Gemeinde Leuth um 1700

In der "Geschichte der Herrlichkeit Leuth" von Leopold Henrichs aus dem Jahre 1884 findet sich eine interessante Beschreibung der historisch belegten Abläufe, wie sie sich nach einem Sterbefall gewöhnlich in der Gemeinde Leuth um das Jahr 1700, - und sicherlich schon lange Zeit davor, abzuspielen hatten.
In dieser Zeit lebten folgende direkten Stegervorfahren, die urkundlich belegt sind, in dieser Gemeinde:

Ahnen Steger Styger

Indirekt findet auch eine Beschreibung der abgeänderten Abläufe, wie sie um 1884 in Leuth waren, darin statt.

Die Beschreibung liest sich also wie folgt:

"Drei Stunden nach eingetretenem Todesfalle begeben sich nach uraltem Gebrauche die beiden nächsten Nachbarn zum Dorfe, wo sie mit dem Küster das Todtengeläute vornehmen. Am nächstfolgenden Morgen gehen drei Nachbarsfrauen, Pilger genannt, zum Gotteshause, um allda, wie auch auf dem Wege, dem Gebete für den Verstorbenen obzuliegen. Nach verrichteter Andacht erhalten sie eine kleine Bewirthung im Sterbehause. Bis zur Beerdigung, welche gewöhnlich nach drei Tagen erfolgt, hielten Nachbarn die Todtenwache, wobei dieselben aber, statt dem Gebete obzuliegen, zu plaudern, rauchen, karten und Branntwein zu trinken pflegten. An ändern Orten kamen bei dieser Wache, da junge Leute beiderlei Geschlechts sich dabei einfanden, noch grössere Ausschreitungen vor. Jetzt ist diese Sitte, den Todten bis zur Beerdigung nicht allein zu lassen, längst abgeschafft, doch fragen bei einem Todesfalle die Nachbarsleute noch immer an, ob auch gewacht werden soll. Bei Hinfahrt der Leiche zum Dorfe pflegt man nach altem Herkommen bestimmte Wege (Leichenwege) zu passiren, wofern das Ziel auch auf kürzerem Wege erreicht werden kann. Ehedem wurde der Leichnam in die Kirche getragen und nach altchristlicher Sitte in seiner Gegenwart das heilige Messopfer dargebracht, worauf dann erst das Begräbniss erfolgte. War ein Wohlhabender gestorben, so fand für ihn am Tage nach dem Begräbnisse oder einige Tage später ein zweiter feierlicher Gottesdienst, die sogenannte „Ausfahrt" statt. Am Begräbnisstage erhielten die Armen ein Malter Korn, welches zu Brod gebaken war. Diese Spende wiederholte sich bei der sogenannten „Monatsstunde", dem jetzigen Sechswochenamt, einem feierlichen Seelenamt, welches sechs Wochen nach Tod des Verstorbenen gehalten wird."

So bestimmte z. B. Sibert Gossens 1739 in seinem Testamente: „Myn Lichnaem sall door den vollen Gesank an gewoenlicke Platse worden affgehalt ende also naer de Kerk gebracht ende die Lickmisse mit dry Priestern gesongen werden, ende naer gedaene Godesdienst sall an die Hysarmen allhier, so präsent sullen wesen in selvigen Dienst, een groot Maider Korn gespint worden, gelick oock gespint soll worden op die Maendstonde, so voor myn Siel sall gehouden werden."

Mehrere Testamente dieser Zeit, z.B. das des Joh. Bontenakels vom Jahre 1735, enthalten die Bestimmung, dass man das Leichenessen gemäss Verordnung der Regierung (nae Inhald der Plakaten) halten solle. Die grossen Kosten, welche gewöhnlich mit dem Leichenmahl verbunden waren, gaben der Regierung Veranlassung, im Jahre 1720 bestimmte Verordnungen über die Anzahl der zu einem Begräbnisse Einzuladenden und über deren Bewirtung zu erlassen.
- Gegenwärtig pflegt man zur Beerdigung eines minder Bemittelten nur die nächsten Verwandten einzuladen, welchen nach stattgehabtem Seelenamte einmal, und zwar in einem Wirthshause, Kaffee verabreicht wird.
Zum Begräbnisse eines Wohlhabenderen erscheinen ausser den nächsten Anverwandten noch die Onkel, Neffen und die im Kirchspiel wohnenden Halbneffen, welche gewöhnlich ebenfalls in einem Wirthshause zunächst mit Kaffee und sodann noch mit Butterbrod und Bier regalirt werden.

Im gleichen Kapitel heißt es: "Die mittelalterliche Sitte, Todte schon am Sterbetage zu beerdigen, haben wir zu Leuth nicht angetroffen."

Quelle:
Geschichte der Herrlichkeit Leuth / Leopold Henrichs u. Johann Finken / Kempen 1884. Locations of visitors to this page