Genealogische Zusammenstellung der Familie Steger vom linken Niederrhein

Schulbücher der Schule auf der Leuther Heide um 1730

Im Hinsbecker Land war die Unterrichtssprache, wie auch die Schulbücher natürlich holländisch bzw. holländische und blieben so bis nach dem Wiener Kongress. Von der Schule auf der Leuther Heide, unter Lehrer Gisbert Lenssen, der von 1701 bis 1747! dort als Lehrer tätig war, ist zum Beispiel folgende Lehrbuchzusammenstellung belegt:

1. „Et Plänkske", ein viereckiges Brettchen von der Grosse einer Hand, mit aufgeklebtem ABC. Die Anfanger trugen es mit einer Schnur am Halse, und ein angebundener Stift diente als Zeiger. Erst in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts musste das Plänkske der „Fibel" weichen.
2. Das „ABC-Buch", welches nebst dem Alphabet die vornehmsten Gebete enthielt. Auf der Rückseite dieses Büchelchens befand sich das Bild eines grossen Hahnen mit der Ueberschrift: „Kinders leert u Lesse (euere Lection) wel". Unter dem Bilde stand der Spruch:
„'s Morgens den Haan zyn yver vroeg bewyst, leert jonge Jeugd (Jugend) dat men U ook zoo pryst".
3. Die sogenannte „Kalvertong" (Kälberzunge), ein langes schmales Buch zur Erlernung richtiger Titulaturen.
4. „Den dobbelen Zielentroost, of vaderlyke Leering, troostelyk voor godvrugtige Kristene Zielen. Gesteid by Forme van Dialogen of Samenspraaken tuschen eenen vader en zyne Kinderen. Verklaarende de tien Godelyke Geboden, deselve uitleggende en met Exempelen bewysende. Te Venlo by de Weduw H. Bontamps 1722".
5. „De Chrystlike Academie", ein Religionsbuch für ältere Schüler.

Ausserdem bekamen die Schüler Briefe, Schriften und Pergament-Urkunden in die Hand, um im Lesen verschiedener Handschriften geübt zu werden.

Zur Schule auf der Leuther Heide ist aus dieser Zeit weiterhin folgendes belegt:
Wie ein Aktenstück vom 25. Februar 1701 besagt, hielten Schöffen und Geschworene der Gemeinde Leuth wegen der grossen Entfernung der Leutherheide von der Pfarrschule und wegen Überfüllung der letzteren es für nötig, dass auf Leutherheide ein eigener Lehrer angestellt werde, welcher die Kinder im Lesen, Schreiben und in der Religion unterrichte. Noch in demselben Jahr begann Gisbert Lenssen, ein Verwandter des Stifters, den Unterricht in einem Lehmhäuschen, welches zu diesem Zwecke aus dem Vorgenannten Vermächtniss angekauft war. Diese Hütte, zur Zeit ihrer Entstehung als Flachs-Schwingstätte genutzt, war in einem ganz verfallenem Zustand und mußte dazu neu hergerichtet werden. Gisbert, welcher neben seinem Lehrerberuf hauptsächlich den Ackerbau betrieb, unterrichtete nur zur Winterzeit von Allerheiligen bis Ostern. Lenssen war 46 Jahre Lehrer dieser Schule und starb hochbetagt am 17. Juni 1747.

SCHÖFFEN UND GESCHWORENE VON LEUTH BESCHEINIGEN DIE VON PETER NOELKES FÜR DIE SCHULE zu LEUTHERHEIDE GEMACHTEN SCHENKUNGEN. 1701, DEN 25. FEBRUAR.
Naerdemael het kennbaer genoeg is, dat dese nu ter Tyt onse Gemeente van Leuth seer populuys ende de Heyer Hontschop wat fere (fern) van die parochiale Kerk ende Scholl gelegen is, so dat de Kinderen eindeils an die Vollheid in der Schoolen, ten ändern an den feren Weg niet well tot het Dorp ter Scholen können frequentieren (besuchen), so is dan van Schepen ende Geschworenen dieses Kerspels goet gefonden, so het konde geschieden, dat aldaer op der Leuther-Heyen einen Secunden (Zweiter) met der Schoolen, om die Kinderen te lehren lesen, schreyven ende tot Gottesdeinstigheit te onderwysen, sich mocht aangeven, ende so is dat heyd Dato sestienhondert ses en negentig Peter Noelkes alias Noten, Freygesell, legateert ende fondeert ahn die selvige School op der Leuther Heyen ein Somme van vyftig, dico 50 Ryxdaler, half in Specie ende half in siecht Gelt erlegt, van welke vyftig Ryxdaler den Schoolmeister die gebuirlike Pension (Zinsen), als vyf van't Hondert, jaerlix sall genieten jedoch mit sulche Conditien, dat deselve Schoolmeister des Sonn- ende Heiligdags ter Ehren van die aldersaligste Moeder Gottes, so het gevoeglick geschieden kan, de heilige Rosenkranz van vyf Theintges sall vorbidden in der Capellen op der Leuther-Heyen, ook mede sall dienen den Intresse van het voors. Capital tot Schoolgelt der Armen hunne Kinderen, die hetselve in den Naem ook syn begerende. Vaerders so heft Peter vors, noch boven diese Somme gegeven vor den Gront met die ophebbende Gehuchteren anderhalf hondert Gulden ahn dieselve Scholl ende noch vyftig tot Reparatie ende Noetsache daer in. Diese boven staende Gyften, als ook vorgemelte Fondatie syn by den Fundateur guyt ende freiwillichlick geschiedt, ende die Vergeffung oft Herstellung des Schoolmeisters sall altyt by en met Will der Schepen ende Geschworen staen te geschieden, jedoch vorbehalden, dat die Erfgenamen van Peter vors. oft Heideren dieses Breifs, daer to bequaem synde, met Will der Regeerders altyt die Naesten sullen wesen, allof einen anderen schon in Possessie en Gebruyk wäre, sall denselven altyt te quiteren gereyt wesen. Dit und Alles van der Ehren Gottes, tot Lof syner gebendyte Moeder ende Maget Maria tot Stiftung onsers armen Nastens ende Legateurs ende onser aller Zielen Salicheyt. Amen. Ter waaren Orkonde hebben wir Dieses endertekent. Den 25. Februar Anno 1701. Peter Noelkes. Gottfr. Schink als Schepen. Neles Nellessen als Schepen. Leinz Noten als Schepen. Teus Frets als Schepen. Derrik Waakes als Schepen. Albert Tobosch als Schepen. Dit is This TE Fretz syn Merk. Hendrik Noeten als Geschworen.

Quelle:
Geschichte der Herrlichkeit Leuth / Leopold Henrichs u. Johann Finken / Kempen 1884.
2. Auflage 2001 Dr. rer. nat. Alfons Janssen / Geldern S 154 - 155 u. 388 - 389
Gemeindearchiv Leuth
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